Alarmstufe ROT: Krankenhäuser im Westmünsterland in Not

In den kommenden Tagen beteiligen sich die Krankenhäuser im Kreis Borken und im Kreis Coesfeld an der nächsten Stufe der bundesweiten Protestaktion „Alarmstufe ROT“ der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). Mit deutlich sichtbaren Aktionen werden die Kliniken auf ihre prekäre wirtschaftliche Lage aufmerksam machen. Die Krankenhäuser fordern gemeinsam einen Inflationsausgleich, die vollständige Übernahme der gerechtfertigten Personalkosten-Steigerungen sowie insgesamt eine abgestimmte Krankenhaus-Reform auf Bundesebene unter Mitwirkung der Krankenhäuser.

Ohne Dein Krankenhaus, steht Dein Bett im Freien!

An den Krankenhausstandorten der

  • Christophorus Kliniken,
  • des Klinikums Westmünsterland sowie
  • am St. Antonius-Hospital Gronau 
  • am Ev. Lukas-Krankenhaus Gronau und 
  • dem St. Marien-Krankenhaus Lüdinghausen

werden dazu im Außenbereich bzw. in den Eingangsbereichen spezielle Betteninstallationen zu sehen sein, die auf den drohenden „kalten“ Strukturwandel im Bereich der stationären Versorgung aufmerksam machen.

Warum protestieren wir?

Die Krankenhäuser in Deutschland sind aufgrund fehlender finanzieller Anpassungen an steigende Inflations- und Tarifraten in eine kritische Lage geraten. Derzeitige Finanzierungsmodelle berücksichtigen diese Herausforderungen nicht, wodurch inzwischen immer mehr Kliniken am Rande der Insolvenz stehen. Trotz wiederholter Appelle an die Bundesregierung und direkte Bitten an Gesundheitsminister Lauterbach bleibt eine Lösung aus.

Was fordern wir?

  • Inflationsausgleich: Anpassung der Krankenhausfinanzierung an die aktuelle Wirtschaftslage.
  • Übernahme der gestiegenen Personalkosten: die vollständige Übernahme der gerechtfertigten Personalkosten-Steigerungen
  • eine abgestimmte Krankenhaus-Reform auf Bundesebene unter Mitwirkung der Krankenhäuser

Warum reagiert die Bundespolitik nicht?

Den Kliniken steht das Wasser inzwischen bis zum Hals. Dennoch weist Minister Lauterbach weiterhin alle Forderungen, die insolvenzbedrohte Krankenhauslandschaft kurzfristig zu stabilisieren, konsequent von sich. Nach Auffassung des Ministers gäbe es keinen Anlass, für 2024 oder 2025 ein großes Krankenhaussterben zu erwarten – eine Einschätzung, mit der er inzwischen ziemlich alleine dasteht. Rund 80 Prozent der deutschen Kliniken schreiben aktuell rote Zahlen. Zu befürchten ist, dass der Minister erhebliche Umbrüche mit ungeordneten Krankenhausschließungen und reduzierten Kapazitäten in Vorgriff auf seine geplante Krankenhausreform billigend in Kauf nimmt.

Das Grundproblem

Die Krankenhäuser können ihre Preise nicht selbst gestalten, da diese durch den sogenannten Landesbasisfallwert reguliert werden. Das derzeitige Berechnungssystem berücksichtigt die erheblichen Tarif- und Inflationssteigerungen nicht. Nur die Bundesregierung kann den Preismechanismus anpassen. Sie weiß um die dramatische Situation der deutschen Krankenhäuser, bleibt jedoch untätig. 

Trotz wiederholter Appelle an Gesundheitsminister Lauterbach, die finanzielle Schieflage durch Anpassung der Landesbasisfallwerte zu korrigieren, ist bislang keine Besserung in Sicht. Nach zwei Jahren des Bittens und Erklärens herrscht nicht nur große Unsicherheit, sondern inzwischen vielfach Verzweiflung in den deutschen Kliniken. Besonders in ländlichen Regionen ist der Fortbestand einer wohnortnahen, stationären medizinischen Versorgung gefährdet.

Haben die Krankenhäuser nicht bereits finanzielle Hilfen erhalten?

Immer wieder erklärt Bundesgesundheitsminister Lauterbach öffentlich, er habe die Krankenhäuser bereits umfangreich finanziell unterstützt. Die konkrete Unterstützung hat sich jedoch auf die Energiehilfen beschränkt. Diese Hilfen sind inzwischen ausgelaufen, und das Grundproblem bleibt, dass die Krankenhäuser heutige Preise und die Lohnkostensteigerungen mit den Einnahmen von 2021 bezahlen müssen. Ansonsten haben die Krankenhäuser jüngst Gelder aus den Pflegebudgets, die ihnen für die Gehälter der Pflegekräfte ohnehin zustehen, früher ausgezahlt bekommen. Der Gesundheitsminister stellt dieses Geld fälschlicherweise als zusätzliche Hilfe dar.